Bundesanstalt für Immobilienaufgaben

„Größte zivile Versuchsreihe dieser Art nach Kriegsende“

Blindgängersprengungen zu Forschungszwecken in Güstrow

Robert Mollitor, Leiter Munitionsbergungsdienst MVP (rechts) belehrte als Sprengverantwortlicher die Besucher

Robert Mollitor, Leiter Munitionsbergungsdienst Mecklenburg-Vorpommern (rechts) belehrte als Sprengverantwortlicher die Besucher (Fotos: Heike Liebsch/BImA).

Bonn/Güstrow, 16. Mai 2025. Bis heute liegen noch Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg unter der Erde. Im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung, Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) geförderten Forschungsprojekt zur zivilen Sicherheitsforschung wird mit „SchockAnalyst“ nun eine Software entwickelt, die unterirdische Bodenschockwellen, die bei der Explosion von Fliegerbomben entstehen, und deren Auswirkungen auf Gebäude genauer analysiert. So soll „SchockAnalyst“ künftig helfen, Evakuierungsmaßnahmen gezielter zu planen und deutlich zu reduzieren. BImA-Vorstandssprecher Paul Johannes Fietz und weitere Kolleginnen und Kollegen hatten jetzt in Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern auf einer BImA-eigenen Liegenschaft die Gelegenheit, an einer dieser Sprengungen in realer Umgebung teilzunehmen.

So wurden im Rahmen des Versuchs sechs Bomben mit einem Gewicht von je 250 Kilogramm in entsprechender Bodentiefe gesprengt. Dadurch werden die über die Software entwickelten Berechnungsansätze überprüft und validiert. „Es ist schon ein besonderes Erlebnis, eine solche Sprengung mitzuerleben. Nicht nur die Detonation selbst, sondern auch die umfangreichen und mit großer Sorgfalt zu vollbringenden Vorbereitungen“, erklärte Fietz. „Schließlich gilt es, die gleichermaßen hohen Anforderungen an die Sicherheit und an einen wissenschaftlichen Versuch zu gewährleisten. Eine beeindruckende Leistung der Beteiligten. Ich freue mich, dass die BImA hier einen Beitrag leisten kann.“ 

Projektpartner von „SchockAnalyst“ sind die Kampfmittelbeseitigungsdienste der Länder Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg sowie das Fraunhofer Ernst-Mach-Institut und die virtualcitysystems GmbH. „Es ist die größte zivile Versuchsreihe dieser Art nach Kriegsende“, berichtete der Projektverantwortliche Armin Gebhard aus dem Innenministerium Nordrhein-Westfalen.

Auf dem Weg zum wertvollen Naturraum
 
 
Für die Versuche hat die Direktion Rostock der BImA auf dem Gelände eines ehemaligen Munitionsdepots in der Nähe von Güstrow eine geeignete Fläche und dazugehörige Gebäude zur Verfügung gestellt. Das ist möglich, da sich Verkehrsinfrastruktur und Wohnhäuser in ausreichender Entfernung befinden und die Flächen und Gebäude nicht mehr genutzt werden. „Es war nicht leicht, geeignete Flächen und Gebäude für unsere Versuchssprengungen zu finden. Einmal mehr sind wir dankbar für die zielgerichtete Zusammenarbeit zwischen der BImA und den Kampfmittelräumdiensten der Länder“, so Robert Mollitor, Leiter des Munitionsbergungsdienstes Mecklenburg-Vorpommern.

Künftig werden die Gebäude des ehemaligen Munitionsdepots zurückgebaut und die verlassenen Munitionsbunker werden zu Fledermausquartieren umgewandelt. So kann aus dem Gelände wertvoller Naturraum für die Zukunft entstehen.

Auch das NDR-Nordmagazin hat über die Versuchssprengungen in Güstrow berichtet. Den Beitrag finden Sie hier.

Bombenkrater Guestrow

Der Krater im Boden nach der Sprengung einer 250-Kilo-Bombe.